lustwandeln

Galerie im Körnerpark, Berlin
Angelika Frommherz und Juliane Laitzsch
28.1. 2017 – 17.4.2017
Eröffnung am 27.1.2017 um 19 Uhr

Die Künstlerinnen gehen von der Vorstellung aus, dass künstlerische Prozesse der Entwicklung und Pflege eines Gartens verwandt sind. Ähnlich den Tätigkeiten des Grabens, Säens, Wässerns, Düngens und Zurückschneidens werden die künstlerischen Werke geduldig und langwierig erarbeitet, ihre eigenwillige Dynamik aufmerksam beobachtet. Manches entfaltet seinen Reiz erst in geeigneter Umgebung und Nachbarschaft.

Gartensalon 1
Die Freiheit der Bäume
Mittwoch, 15. Februar 2017, 19 Uhr
Ein Filmabend mit Bernhard Sallmann, der seine Filme über den Muskauer Pücklerpark und über die landschaftlichen Veränderungen durch den Bergbau in der Lausitz präsentiert.

Gartensalon 2
Wachsen lassen
Mittwoch, 15. März 2017, 19 Uhr
Alles wächst. Das gilt für physische Prozess genauso wie für geistige. Aber lässt sich „wachsen“ beeinflussen? Die Kunstwissenschaftlerin Marion Thielebein moderiert ein Gespräch zwischen Vertreter*innen, die mit dem Wachstum in der Natur umgehen und solchen, die für eine Verbindung von natürlichen und geistigen Wachstum stehen.

Gartensalon 3
Gemeinsam Gärtnern
Mittwoch, 12. April 2017, 18 Uhr
Ein Gespräch mit den Künstlerinnen Birgit Cauer und Sabine Berr, die beide selber gärtnern und diese Erfahrung auf sehr unterschiedliche Weise in ihre künstlerische Tätigkeit integrieren. Moderation: Juliane Laitzsch

Galerie im Körnerpark
Schierker Str. 8,
12051 Berlin

Öffnungszeiten: Mo–So 10–20 Uhr

Artikel im Tagesspiegel vom 20.02.2017
geschrieben von CLAUDIA WAHJUDI

Blüten im Winter
Sonnengelbe Stoffbahnen, bunte Keramiken: Juliane Laitzsch und Angelika Frommherz laden zum „Lustwandeln“ in die Galerie im Körnerpark.
Eine Kunst für sich. Farben pflanzen. Zum Schönsten, das die Aufklärung hervorgebracht hat, zählen ihre Gärten, Wörlitz zum Beispiel mit seiner Verquickung von englischem Landschaftspark und wiederentdeckter Antike. Der Mensch sollte sich darin erholen, bilden und erbauen. An diese Tradition knüpfen Juliane Laitzsch und Angelika Frommherz an, wenn sie mitten im Winter einen Garten ohne Pflanzen zum Blühen bringen. In der kommunalen Galerie des Neuköllner Körnerparks laden sie zum Flanieren ein.
Nur mit bunten Stoffen, Holz, Papier, Pappe und zwei Lautsprechern haben sie aus der ehemaligen Orangerie der neobarocken Grünanlage eine Art Gewächshaus gemacht, in dem sich Beispiele aus ihrem Werk gemeinsam entfalten. Dabei arbeiten die in den 1960er-Jahren geborenen Berliner Künstlerinnen, beide ehemalige Goldrausch-Stipendiatinnen, sehr verschieden. Laitzsch schwingt feine Tusch-, Blei- und Buntstiftlinien mal zu Ornamenten, mal zu Flächen, die an schadhafte Gobelins erinnern. Frommherz greift zu starkem Garn, mit dem sie gefärbte Leinwand oder Pappe zusammennäht: mal zu pinkfarbenen Bällen, die Riesenbovisten gleich die langgestreckte Galerie strukturieren, mal zu Ranken, die eines der hohen Fenster wie ein Schmuckgitter füllen.

Der Besucher wird in Bewegung gehalten
Gerade wegen der Gegensätze ergänzen sich die Arbeiten bestens, vor allem auf dem großflächigen, vertikal gestellten Tableau, das von sonnengelben Stoffbahnen umwölkt die Längswand beherrscht. Laitzsch und Frommherz geben ein Beispiel dafür, wie sich künstlerische Konkurrenz in eine gelungene Kooperation verwandeln lässt.
Vor allem haben sie an die Besucher gedacht. Eine Treppe, eine hölzerne Himmelsleiter, Keramiken, aufgeklappte Leporellos und Herbarien voller Textilarbeiten halten Besucher in Bewegung, denn sie animieren dazu, verschiedene Blickwinkel auszuprobieren. Aus den Lautsprechern kommt ein gläsern klingendes Blubbern, das überreizte Nerven beruhigt und die Sinne schärft.
Wie in einem richtigen Park melden sich daher irgendwann zwei grundlegende Bedürfnisse: nach einer Pause mit Picknick und dem erquickenden Schlummer danach. Den ersten Wunsch erfüllt das nebenan gelegene Café. Für die Erfüllung des zweiten muss ein harter, tiefer Sessel aus Holz genügen, den Laitzsch und Frommherz mit einer Wolldecke notdürftig gepolstert haben. Die Sitzfläche aber ist so schräg gebaut, dass ein späteres Hochkommen nur unter Mühen möglich ist. Dann doch gleich sitzen bleiben und verweilen.

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