PUBLIC LIBRARY

 

20 künstlerische Interventionen
in der Amerika-Gedenkbibliothek, Berlin

09.09. – 13.10.2016
Eröffnung: 08.09. um 18 Uhr


Beteiligte Künstler und Künstlerinnen:
Bettina Allamoda • Arnold Dreyblatt • Eckhard Etzold • Nina Fischer / Maroan El Sani •
Adib Fricke • Kurt Grunow / Harry Walter • Katharina Hohmann • Christiane ten Hoevel •
Kirsten Johannsen • Marine Kaiser • Stefan Krüskemper • Juliane Laitzsch •
Seraphina Lenz • Michaela Nasoetion • Inken Reinert • Eva-Maria Schön •
Roman Signer • Ambroise Tièche • Stella Veciana • Ella Ziegler

 
Mein Beitrag „Löwen im Holz“ besteht aus 30.000 in die Bücher der Bibliothek eingelegten Zetteln.

 

Das Wort Text kommt vom lateinischen texere = weben, flechten und ist damit, aus Sicht der Sprachwissenschaftler, schon das Indiz einer kommunikativen Handlung. Juliane Laitzschs Zeichnungen sind solche Texturen, entstanden aus dem Prozess des Zeichnens selbst heraus, offen und assoziativ, immer pars pro toto eines unsagbaren und nie zu vollendenden Ganzen.

»Das Bauernhaus, in dem ich wohne, besteht zu zwei Dritteln aus leerem Raum. Für diesen nicht verwerteten Raum mit seinem Euleneinflugloch begeistere ich mich genauso wie für die vielen Bücher, die ich nicht gelesen habe.« J.L., 2016

Im August 2016 öffnet und schliesst Juliane Laitzsch den unendlich scheinenden Raum der Bibliothek, indem sie mit dreißigtausend Gesten Buch um Buch mit einem Zeichen ihrer kurzen Anwesenheit in ihm markiert. Wie ein feiner Hauch sind die dreißigtausend mit einer Zeichnung der Künstlerin blau bedruckten Zettel nun, wie schlafend, eingelegt in dieser grossen Anzahl von Büchern der Bibliothek, unsichtbar für den Suchenden, sichtbar für den Findenden.

Sie verweisen, eng angeschmiegt an die Buchseiten, auf den ungehobenen Buchschatz, der in den Magazinen schlummert. Eine sich laufend verändernde Anzahl von Büchern, von denen eines, »Löwen im Holz«, dem Projekt seinen Namen gab, sind seit ihrer Anschaffung noch nie ausgeliehen worden. Im August 2016 sind es etwa dreißigtausend. Die künstlerische Intervention ist eine Hommage an die Institution Bibliothek. Die Zettel warten nun auf eine Begegnung, die morgen, übermorgen oder erst in 30 Jahren stattfindet bzw. stattfinden kann.

The word text comes from the Latin texere = to weave, to plait and is, from the viewpoint of the linguist, thus already indica- tive of a communicative action. Juliane Laitzsch’s drawings are such textures, evolving from the process of drawing it- self, open and associative, always pars pro toto of an unsayable and never to be completed whole.

»Two-thirds of the farmhouse I live in consist of empty space. I am just as enthusiastic about this non-utilized space with its entrance for owls as I am about the many books I have not yet read.« J.L., 2016

In August 2016 Juliane Laitzsch opens and closes the seem- ingly infinite space of the library by marking her brief pre- sence in it with thirty thousand gestures, book by book. Like a gentle breath, the thirty thousand blue-printed slips of paper bearing a drawing by the artist are now placed, as if sleep- ing, into this large number of books in the library: invisible to those searching, visible to those who find them.

Nestling close between the book’s pages, they point to the hidden treasure store of books slumbering in the depots. A constantly changing number of books — of which one, »Lions in Wood«, gave the project its name — have never been bor- rowed since they were acquired by the library. There were about thirty thousand of these in August 2016. The artistic in- tervention is homage to the library as an institution. Now the slips of paper are waiting to be encountered, which may hap- pen tomorrow, the day after tomorrow, or not until 30 years have passed..

Katharina Hohmann
 
Text auf der Rückseite der Zettel:

Löwen im Holz * ist der Titel eines
der 78244 Bücher, die bis zum 13.8.2014
seit ihrer Anschaffung für die Amerika Gedenkbibliothek nie ausgeliehen wurden. Am 29.4.2016 beläuft sich die Zahl der nie ausgeliehenen Bücher auf 30354.
* Helene Flöss, Innsbruck, 2003, Signatur: L 248 Flö 51

„Das Bauernhaus, in dem ich wohne, besteht zu zwei Dritteln aus leerem Raum.
Für diesen nicht verwerteten Raum mit seinem Euleneinflugloch begeistere ich mich genauso, wie für die vielen Bücher, die ich nicht gelesen habe.“ Juliane Laitzsch

Dieser Zettel wurde von Juliane Laitzsch in 30000 beliebige Bücher der AGB
eingelegt. Er wurde eigens für die Ausstellung PUBLIC LIBARY, zu sehen vom 9. 9. 2016 bis zum 13.10. 2016 in der AGB, erdacht und verwirklicht.

SYMPOSIUM PUBLIC LIBRARY

Samstag, den 10. September 2016 von 15.00 bis 18.30 im Salon der AGB

Unter dem Einfluss von 20 Künstler_innen und Künstlerduos verändert sich vom 9. September bis zum 13. Oktober 2016 die Amerika-Gedenkbibliothek zu einem begehbaren Kunstwerk. Mit ihren Installationen im laufenden Bibliotheksbetrieb erforschen die Künstler_innen Berlins wohl berühmteste Bibliothek, suchen offene und verborgene Orte und fragen auch nach ihrer Zukunft. Das Symposium PUBLIC LIBRARY befragt einen Nachmittag lang die Rolle der Kunst im öffentlichen Raum Bibliothek. In kleinen Gesprächsrunden verhandeln der Medienwissenschaftler Rupert Gaderer, der Philosoph Hannes Böhringer und der Künstler und Autor Caleb Waldorf unterschiedliche Zugänge zu der, sich stark im Wandel befindenden Bibliothek. Der Journalist und Literaturwissenschaftler Fritz von Klinggräff begleitet moderierend diesen Nachmittag im Salon.

15.00 Einleitung der Kuratorinnen Katharina Hohmann und Christiane ten Hoevel
15.10 UNIVERSUM (UNIVERSALISMUS) – Statement von Rupert Gaderer
15.20 Rupert Gaderer im Gespräch mit Ambroise Tièche, Kirsten Johannsen und Juliane Laitzsch
16.00 WORT WÖRTLICH – Statement von Hannes Böhringer
16.10 Hannes Böhringer im Gespräch mit Adib Fricke, Harry Walter und Ella Ziegler
PAUSE
16.50 IN DIESER BIBLIOTHEK LESEN MENSCHEN LAUT Performance von Marine Kaiser
17.00 ZUKUNFT DER BIBLIOTHEK? – Statement von Caleb Waldorf
17.10 Caleb Waldorf im Gespräch mit Michaela Nasoetion und Eckhard Etzold bis 17.40 Uhr
17.50 PUBLIC LIBRARY
Kritisches Gespräch zur Ausstellung mit den beteiligten Gästen und den Kuratorinnen Moderation: Fritz von Klinggräff
18.20 Ende

Rupert Gaderer ist Vertretungsprofessor am Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Zuvor war er Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Junior Fellow am IFK Internationales Forschungszentrum Kultur-wissenschaften (Wien), Postdoc-Fellow am ICI Institute for Cultural Inquiry (Berlin) und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Graduiertenkolleg ›Mediale Historiographien‹ (Weimar/Erfurt/Jena). Seine Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Medientheorie, Mediengeschichte und Medienphilologie.

Hannes Böhringer ist 1948 im Rheinland geboren, Studium der Philosophie und Geschichte, erste Lehrerfahrungen an der Kunstakademie Düsseldorf, dann Hochschulassistent und Professor an der FU Berlin, bevor er wieder an Kunsthochschulen zurückkehrte, erst Kassel, dann Braunschweig.

Caleb Waldorf is an artist currently living in Berlin. His practice operates at the intersection of publication, pedagogy and technology. In 2007, he co-founded and is currently the creative director of the publication platform, `Triple Canopy ́. Since 2008, he has served on the committee for `The Public School ́, an open framework for self- organized learning. In 2015, he co-initiated the project, `A Public Library ́. He holds a Masters of Fine Arts from University of California, San Diego.

PUBLIC LIBRARY wird von Katharina Hohmann und Christiane ten Hoevel kuratiert.
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Amerika-Gedenkbibliothek
Blücherplatz 1
10961 Berlin-Kreuzberg
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-21 Uhr, Sa 10-19 Uhr

In Kooperation mit der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB).
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.
Mit freundlicher Unterstützung der Botschaft der Vereinigten Staaten Amerikas.

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